Fight for Peace/Kampf für den Frieden

deutsche Version nach dem englischen Text

Alone in Berlin

Otto and Elise Hampel are almost forgotten. Their opposition against Hitler was not so important compared to names like Red Orchestra, brothers and sisters Scholl or  the attack  of July 20th, 1944. They also did not die like heroes, with a last word to the dictator, aware of being killed in the next moment. Life was too important to them, mostly their one one.

It was in the year 1937, when the worker Otto Hampel married the seamstress Elise Lemme. They started their life together in a small appartment at Wedding/Amsterdamer Str.10. Otto worked at the Siemens company as an installer. Both became members of the Nazi-Party NSDAP at an early stage, being convinced, that Hitler would change their life to a better one. This changed, when Elise got the message, that her brother got killed in Worldwar II. Her pain was great, and she made Hitler directly responsible for the misfortune. She could not understand, that Hitler sent the young men to the frontline to occupy other countries. She could not sleep at night, because she knew, that a single person was not able to fight against the regime successfully.  But she wanted to bring other people on her side. Together with her husband she wrote postcards, fighting with words against Hitler. Both were not very good at wirtig and made many spelling and grammar mistakes, but important for them was the message: Hitler has to go!

They started to post single cards within the buildings in the neighborhood.  Two cards  were found at the Siemens Company and Otto became suspicious at that time already. The way of writing was very similar to his. The couple decided to deposit the cards more far from home to be on the  safe side and managed to post more than two hundreds of them in different areas of Berlin. But soon the police was informed and started to look after them. People gave all the postcards to the Gestapo, the secret state police department.  The final card was posted at the district of Schöneberg, where Mrs. Watschke informed the police immediately. Otto and Elise got arrested on the spot and brought to the Gestapo-prison. The Police inspected their appartment and found more postcards.

Otto and Elise were split in  prison and investigated seperately. They were not prepared to resist against the brutal methods of the Nazi-people. Both want to survive. So they accused each other to be responsible. But it did not help at all. When it came to the judgement, Mrs. Watschke was the only witness to confirm the „attack“ against the state. Otto and Elise were sentenced to death by guillotine. Both died one after the other on April 8th, 1943.

The story of the Hampels is not very spectecular and would be already forgotten. But Hans Fallada, a German writer got the court protocoll after Worldwar II. He was asked to write a novel about the simple workers, who arised against Hitler. Fallada was not convinced to be the right person for it.  But after reading the files he was so possessed, that he wrote the book in a few weeks. As if he knew, that this would be his last work. The book was published the year after he died and was not too successful. No german reader was intersted to hear about the Third Reich. But years later, when the book was translated into english, it became very popular in Great Britain and the US as well. „Alone in Berlin“ was the scipt for many movies. The latest one was shown as the opening movie on the Berlinale Film Festival in 2016.

Jeder stirbt für sich allein
Otto und Elise Hampel sind fast in Vergessenheit geraten. Zu unbedeutend erscheint heute ihr Aufstand gegen das Nazi-Regime, zu wenig heroisch ihr Widerstand. Sie stehen im Schatten der Roten Kapelle, der Weißen Rose und den Helden des 20. Juli 1944. Sie starben auch nicht mit erhobenem Haupt und einem Aufruf an die Nation auf den Lippen. Das Leben war ihnen zu wichtig, auch ihr eigenes.
Im Jahre 1937 heiratete der Arbeiter Otto Hampel die Näherin Elise Lemme. Sie zogen in ein Wohnhaus in der Amsterdamer Straße 10 im Wedding. Otto arbeitete bei Siemens Schuckert als Einrichter. Beide traten der NSDAP bei und waren wohl überzeugte Nationalsozialisten. Ihre Einstellung zu Hitler änderte sich an dem Tag, als sie die Nachricht erhielten, dass Elises Bruder im Krieg gefallen war. Besonders für Elise war der Schmerz groß. Sie konnte und wollte nicht verstehen, dass ihr Führer die jungen Männer an die Front schickte, um seine Machtgelüste zu befriedigen. Ihr unsäglicher Hass gegen Adolf Hitler ließ sie nachts nicht mehr schlafen. Ihr war klar, dass sie als einzelne Person nicht viel gegen ihn ausrichten konnte. Aber sie wollte andere, die das gleiche Schicksal erlitten, wachrütteln. Also beschloss sie, zusammen mit ihrem Mann Postkarten zu schreiben, die über das Unrecht des Diktators aufklären sollten. Sie waren keine gebildeten Menschen, und so finden sich auf ihren Karten ungelenke Schriftzüge mit teilweise verwirrenden Texten, wie „Nieder mit der Hitler Regierung! Nieder mit dem ZwangsElendsDicktat in unser Deutschland! Eine Hitler-Regierung dürfen wir nicht Entlasten“.
Beide begannen, in den Hausfluren der Nachbarschaft immer eine Karte auszulegen. Zwei Karten tauchten auch bei Siemens auf, und ein Anfangsverdacht fiel bereits damals auf Otto Hampel. Als ihnen die Gefährlichkeit ihres Tuns bewusst wurde, verlegten sie ihr Tätigkeitsfeld in andere Bezirke. Natürlich gab es in jeder Hausgemeinschaft Menschen, die entweder strenge Nationalsozialisten waren, oder aber auch nur Angst hatten. Daher landeten fast alle Postkarten ziemlich schnell bei der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), die sich sofort auf die Suche nach den Urhebern begab. Die Hampels hatten bereits über zweihundert Postkarten verteilt, als sie schließlich in Schöneberg in der Eisenacher Straße von einer Frau Waschke bei ihrem Tun beobachtet wurden.

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(An dieser Stelle wurde die letzte Postkarte eingeworfen. Das Haus selbst wurde im Krieg vollständig zerstört. Heute steht hier ein Neubau.)

Frau Waschke informierte umhegend die Polizei, und so kam es kurz darauf zu einer Durchsuchung der Hampelschen Wohnung. Die Polizei fand genügend Beweismaterial, um beide auf der Stelle zu verhaften und in das Untersuchungsgefängnis der Gestapo zu bringen.
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(Auch von den Gebäuden der Gestapo ist nicht viel übrig geblieben, weil dort während der Bombardierung alles in Schutt und Asche gelegt wurde. Im Keller des Gefängnisses ist aber noch ein umgestürzter Stützpfeiler des Tores teilweise erhalten, durch das die Gefangenen zur Hinrichtung gebracht wurden. Im angrenzenden Museum „Topographie des Terrors“ findet man keine Hinweise auf das Ehepaar Hampel. Auch hier wieder nur Gedenken an die Männer des 20. Juli 1944.)
Das restliche Leben der Hampels war kurz. Die Verhaftung war am 20. Oktober 1942, am 8. Dezember erhob der Oberstaatsanwalt am Volksgerichtshof Anklage. Otto und Elise waren in keiner Weise auf die Verhörpraxis der Gestapo vorbereitet. Beide wurden einzeln vernommen, beide hingen an ihrem Leben. So beschuldigten sie sich beide gegenseitig, für die Tat verantwortlich zu sein und lediglich bei der Ausführung geholfen zu haben. Es half ihnen aber nicht.
Der Prozess war kurz. Frau Waschke wurde als Zeugin vorgeladen. Sie erhielt für ihre Aussage drei Reichsmark zehn zuzüglich Fahrtkosten. Die in der Wohnung gefundenen Beweise waren so erdrückend, dass es schnell zu einem Schuldspruch kam. Das Urteil lautete „Tod durch Fallbeil“.
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(Das ehemalige Gebäude des Volksgerichtshofes, in dem die Hampels verurteilt wurden, stand in der Nähe des Potsdamer Platzes und wurde kurz nach Prozessende durch Bomben zerstört. Danach wurden die Prozesse an den Kleistpark verlegt. Aber auch dieses Gebäude wurde zerstört. Heute erinnert eine Gedenktafel im Kleistpark an die schrecklichen Urteile des Gerichts.)

Um es vorwegzunehmen: Frau Waschke wurde mit ihrer Denunzierung nicht glücklich. Nach dem Krieg klingelte ein ihr unbekannter Mann (man vermutet, es war Hans Fallada) an ihrer Wohnungstür, um Informationen zum Prozess zu erhalten. Sie erlitt noch an der Tür vor Schreck einen Schlaganfall. Später wurde ihr der Prozess wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gemacht. Sie erhielt zwei Jahre Gefängnis.
In der Wohnung Hampels hatte sich bereits der SS-Hauswart eingenistet. Ihm war klar, dass die Familie nicht wieder zurück kommen werde. Aber auch ihm brachte das kein Glück. Kurze Zeit später traf eine Fliegerbombe das Haus und begrub den SS-Mann. Als das Haus nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde, fiel während der Bauarbeiten ein Arbeiter vom Gerüst und verstarb. „In dem Haus wohnt ein schrecklicher Geist“ sagten die Nachbarn, aber die heutigen Bewohner wissen wohl nichts darüber.

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(An der Stelle des ehemaligen Wohnhauses hat der Berliner Senat eine Gedenktafel für Otto und Elise Hampel angebracht, leider in nicht korrektem Deutsch. Sollte wohl „Vorlage“ heißen.)

Es dauerte noch bis zum 8. April 1943, bis das Ehepaar Hampel dem Scharfrichter  in Plötzensee vorgeführt wurde. Zunächst musste die Einspruchsfrist für das Gnadengesuch abgewartet werden. Bereits zu dieser Zeit häuften sich bei der zuständigen Behörde die Akten, da der Volksgerichtshof die Todesurteile am Fließband produzierte. Otto und Elise Hampel wurden durch das Fallbeil hingerichtet, das zu dieser Zeit noch einsatzbereit war. Wenig später wurde es durch einen Bombenangriff so stark beschädigt, dass es nicht mehr zu gebrauchen war. Von da an wurden die Delinquenten durch den Strick umgebracht, und zwar immer acht zur gleichen Zeit, weil man die vielen Verurteilungen sonst nicht geschafft hätte.

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(Das Zuchthaus Plötzensee, in dem die Hempels hingerichtet wurden. Auch hier kein Hinweis zu ihnen. Das Zuchthaus wurde noch Jahre nach dem Krieg weiter genutzt, da Gefängnisse knapp, die Kriminalität aber hoch war. Erst viel später wurde es zu einer Gedenkstätte umgewidmet.)

Das Schicksal der Hampels wäre sicherlich in Vergessenheit geraten, wenn nicht im Jahre 1946 Johannes R. Becher (der Verfasser der Nationalhymne der DDR) den Schriftsteller Hans Fallada gebeten hätte, aus der Geschichte einen Roman zu machen. Der weigerte sich erst standhaft, da seine Vita aus ihm keinen Gegner der NS-Zeit hätte machen können. Doch nach Studium der Prozessakten schrieb er den Roman „Keiner stirbt für sich allein“ wie ein Besessener innerhalb weniger Wochen. Als ob er gewusst hätte, dass dies sein letztes Werk sein würde. Die Veröffentlichung des Buches im Jahre 1947 hat er nicht mehr erlebt. Es verging eine Weile, bis das Buch lektoriert und in eine dem DDR-Regime angenehme Fassung gebracht wurde. Das Buch war zunächst ein mäßiger Erfolg, da in Deutschland niemand Interesse an der Vergangenheit hatte. Erst als die englische Übersetzung „Alone in Berlin“ zunächst in England und danach in den USA mit großem Erfolg erschien, stellte sich auch der Erfolg in Deutschland ein. Aber noch immer wurde die stark veränderte Version des Aufbau-Verlages gedruckt, bis endlich die ungekürzte Fassung 2011 erschien.  Danke an Hans Fallada, der damit auch das Andenken an die Hampels aufrecht erhält, obwohl sie in seinem Roman Quangel heißen.

fallada010 Originalausgabe von Falladas Roman

Die Hampels waren einfache Leute. Sie waren keine Weltverbesserer, wollten keinen Umsturz. Sie waren keine Widerstandskämpfer. Sie wollten nur, dass dieser unsinnige Krieg ein Ende findet und die Familien ihre Kinder und Väter nicht verlieren. Sie waren nicht, was wir uns unter Helden vorstellen. Aber sie taten das, obwohl ihnen klar sein musste, dass ihr Handeln, wenn es denn heraus kommt, schwere Konsequenzen haben würde. Ich bewundere das zutiefst. Denn heute, wo Kinder und Väter aus Deutschland wieder im Krieg umkommen und es keine ernste Gefahr wäre, sich darüber zu beschweren, tut es niemand.  Niemand schreibt Postkarten oder Briefe an die Regierung. Oder vielleicht etwa doch und wir erfahren es nur nicht?

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Ein Kommentar Gib deinen ab

  1. Herma sagt:

    Lieber Siegfried,
    diese war wieder super interessant und toll geschrieben. Ich habe gerade Deine Seite lieben Kunden empfohlen.

    Herzliche Grüße
    Herma

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