Deutsch s.u.
I promised to characterize every single of the 95 districts of Berlin. But Falkenhagener Feld is a most difficult challenge. Because there is almost nothing to write about. This again is a faceless suburb, where you have to sleep, when you cannot afford the rent in the city. During the 1960´s architects planned a city with some high and many flat buildings for reasonable prices to scope with the shortage of living space. The streets have idyllic names. You will find he Firefly Way next to the Gold Beetle Way ad the Stag Beetle Way. And May Beetle Way is next to June Beetle Way. But during may walk I haven´t seen a single beetle there. May be, because it was January. But I also saw almost no other living creature. This is again one if those aeas, where people come home from work, let the blends down and lock all doors. And the women go shopping to the nearest supermarket by car. If there is anything to report, I will find it.
But it is more difficult, than I exspected. I walk already on the streets of Falkenhagener Feld for three days and found nothing interesting. The cementary is huge and beautiful with many old trees and secret paths. If nobody should find you after you died, this is the perfect place for it. I was almost to give up, when I found an article about „Quartermanagement Falkenhagener Feld“ in the internet. I made an appointment with the manager, hoping to get some relevant information from her. What will I learn?
The area has problems. There are few small houses with gardens at the border to Brandenburg, a peaceful neighbourhood. But the rest are new building from the 1960´s with a difficult mixture of different nations and older people who could not afford to move away. Both goups have not much in common, many don´t want to talk to each other. Unemployment is far beyond average and so is the number of poors. Being poor in Germany does not neccessarily mean suffering of hunger. But it definetely means no participation in cultural life. This is the reason for many people to vote for far right parties such as AfD or even the NPD.
The city government want to do something against it and supports cultural activities. The Quarter Management has a yearly budget of around Euro 250,000 to support existing projeccts, like sportsclubs, kindergarten or libraries. They all do something, but with no vision so far. That should be changed. As an example the library had very little visitors, mostly women and female kids. They started to make reading attractive to boys also and offered different kinds of electronical devices to bring them into the house – and succeeded.
There is a clubhouse for the younger and the older generation. The older ones come here to play cards ore bowling, the younger ones play music, dance or learn some handcrafts. Or they come here to lern how to repair a bycicle. There is a theater group with regular performances. Once a year a district festival brings all people together. The neighbours can listen to music of local groups and enjoy different food from all over the world. And every neighborhood has an outdoor party occosionally.
There is almost no traditional cultural church life anymore for two reasons. Not many of the old Germans go to the service any more, although they have a choice of two buildings. (one of them will be closed soon and reopen as a meeting place for the community). And secondly there are not so many christians living here any more.
What is different in Falkenhagener Feld compared to other „sleep cities“ in Berlin? The houses do not stand to close together. There is more space for green and playgrounds, even for gardens. But there are plans for new houses to overcome the shortage of living space. That will cause new problems, when people with different cultural Backgrounds will live closer together.
What can I recommend? If you want to understand people in Falkenhagener Feld, visit the yearly district festival in September. A must for architecture lovers is Richard Ermisch´s house at Zeppelinstraße, finished in 1927. This is a beautiful example of expressionistically construction. Finally you can make a walk along the river Spekte towards Lake Spekte and enjoy the landscape.
Ich habe es versprochen, über alle 95 Stadtteile Berlins etwas zu schreiben. Aber Falkenhagener Feld ist eine nahezu unbezwingbare Herausforderung. Weil es mal wieder eigentlich nichts zu schreiben gibt. Das ist so eine gesichtslose Vorstadt, in der man schlafen muss, weil man sich die Mieten in der Innenstadt nicht leisten kann. In en 1960er Jahren haben Architekten eine Stadt mit einigen Hochhäusern und noch mehr flacheren Bauten auf dem Reißbrett entworfen und die Wohnungsnot hat die Menschen dorthin getrieben. Die Straßen haben idyllische Namen. Der Glühwürmchenweg liegt neben dem Goldkäferweg und dem Hirschkäferweg, der Maikäferweg direkt neben dem Junikäferweg. Aber während meiner Wanderung ist mir kein einziger Käfer begegnet. Das kann am Januar liegen. Aber auch sonst ist mir kaum ein Lebewesen begegnet. Das ist wieder so eine Gegend, wo die Menschen am Abend von der Arbeit zurückkommen und sich in ihren Häusern einschließen, die Rollläden herunter lassen und die Frauen das Auto benutzen, um im Supermarkt einzukaufen. Gibt es hier irgendetwas, über das man berichten kann? Wenn ja, dann werde ich es finden.
Das ist schwieriger, als ich dachte. Jetzt bin ich schon drei Tage auf den Straßen des Stadtteils unterwegs und habe rein gar nichts gefunden, über das ich berichten kann. Der Friedhof ist sehr hübsch. Riesig mit einem wunderschönen alten Baumbestand und verschlungenen Wegen. Wer nach seinem Tod nicht von jedem gefunden werden will, liegt hier richtig. Als ich den Ortsteil aus meinen Geschichten streichen will, stolpere ich über einen Eintrag im Internet: Quartiermanagement Falkenhagener Feld. Ich wähle die Telefonnummer und verabrede mich mit der Leiterin. Was werde ich erfahren?
Der Stadtteil ist problembeladen. Es gibt einen alten Bestand von Einfamilienhäusern am Stadtrand zu Brandenburg. Der Rest sind Neubauten aus den 1960er Jahren zur Linderung der Wohnungsnot. Die ehemaligen Bewohner sind fast ausnahmslos weggezogen oder verstorben. Es gibt noch viele Rentner, die hiergeblieben sind, weil woanders die Mieten unbezahlbar sind. Sonst wohnen hier überwiegend Russlanddeutsche und Asylanten. Beide Gruppen haben kaum Berührungspunkte, stehen sich fremd, teilweise feindlich, gegenüber. Die Arbeitslosenzahlen sind überdurchschnittlich, prekäre Verhältnisse an der Tagesordnung. Die Armut ist hoch in diesem Stadtteil. Aber Armut bedeutet ja nicht unbedingt Hunger. Armut bedeutet heute meist keine Teilhabe am kulturellen Leben.Das ist der Nährboden für AfD-Wähler und rechte Randgruppen.
Die Stadt Berlin hat das erkannt und versucht, das kulturelle Leben zu fördern. Das Quartiersmanagement erhält finanzielle Mittel, um Gruppen im Viertel zu unterstützen, etwa eine viertel Million Euro jedes Jahr bis 2020. Voraussetzung dafür sind bereits bestehende Strukturen, die man ausbauen kann: KITAs, Sportvereine, Bibliotheken. Die gibt es alle schon seit langem, allerdings ohne Konzept. Hier versucht man, anzusetzen. Der Bibliothek beklagte sich über ausbleibende Besucherzahlen. Überwiegend ältere Frauen und junge Mädchen liehen Bücher aus. Nun hat man ein Programm aufgelegt, das auch Jungen zum Lesen motovieren soll. Mit technischem Spielzeug, wie 3D-Brillen, Action-Spielen und zielgruppen-gerechten Angeboten hat man zunächst die Hemmschwelle abgebaut. Lesen war für die jungen männlichen Bewohner uncool. Das hat sich geändert.
Im Klubhaus werden vielfältige Programme für handwerkliche Kurse angeboten, man kann dort aber auch sein Fahrrad reparieren oder den Übungsraum für Musik nutzen oder im Jugendtheater mitmachen. Für die älteren Bewohner gibt es eine Kegelbahn. So treffen hier alte und junge Bewohner aufeinander. Wie auch bei dem jährlichen Stadtteilfest, bei dem die verschiedenen Kulturen über kulinarische und musikalische Angebote, sowie Informationsstände voneinander lernen können. Das Bühnenprogramm wird ausschließlich von den Bewohnern des Stadtteils ausgerichtet. Wie auch die unregelmäßig stattfindenden Nachbarschaftsfeste.
Das kirchliche Leben ist in den Hintergrund getreten. Mit den Neubauten wurden auch zwei Kirchen erbaut. Für den schlechten Besuch gibt es zwei Gründe. Zum einen das allgemein nachlassende Interesse an religiösen Themen, zum anderen der Zuzug vieler Menschen mit anderem Glauben. Daher wird jetzt eine der beiden Kirchen als Treffpunkt für die Bewohner umgewidmet.
Wie unterscheidet sich das Falkenhagener Feld von anderen Neubaugebieten im Westen Berlins? Die Häuser stehen nicht so dicht zusammen, sind vielfältiger. Die Natur wurde in die Planung mit einbezogen. Viele Anwohner haben ihre Gärten in unmittelbarer Nähe der Wohnung, aber inzwischen müssen sie darum kämpfen. Es gibt immer noch nicht genügend Wohnungen in Berlin. Da ist die „Verdichtung von Wohnraum“ immer wieder Thema. Inzwischen gibt es einige Baustellen zwischen den bestehenden Häusern. Auch hier wird man näher zusammen rücken müssen. Grund und Boden sind nur begrenzt verfügbar.
Was kann ich empfehlen? Wer sich für Architektur interessiert, kann sehen, wie man sich in den 1960er Jahren das Leben am Stadtrand vorstellte. Ein unbedingtes Muss ist die expressionistische Wohnanlage von Richard Ermisch in der Zeppelinstraße von 1926/27. Ein schöner Spaziergang läuft entlang der Spekte von Spandau bis zum gleichnamigen See. Für mich allerdings ein fragwürdiges Beispiel für Landschaftsarchitektur. Wenn Ihr die Seele des Kiez wirklich kennenlernen wollt, kommt im September zum Stadtteilfest. Da seid Ihr mit den Bewohnern unter Euch.