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Diese Frage ist längst überfällig, die Antwort eindeutig: Kai Diekmann, der ehemalige Chefredakteur der Bildzeitung. Oder etwa doch nicht? Die Lösung dieses Rätsels findet man an der Seitenwand des Verlagsgebäudes der taz, dem Rudi-Dutschke-Haus. Sie geht auf folgende Geschichte zurück:
Im Mai des Jahres 2002 erschien auf der Satire-Seite „Die Wahrheit“ der taz ein Artikel mit der Überschrift „Sex-Schock! Penis kaputt?“. Darin behauptete der Autor Gerhard Henschel, Kai Diekmann habe erfolglos versucht, in Miami seinen Penis mit Leichenteilen zu verlängern. Kai Diekmann klagte gegen diese Behauptung auf Unterlassung und 30.000 Mark Schmerzensgeld wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte. Er erhielt allerdings nur teilweise Recht. Das Landgericht Berlin verbot zwar die weitere Verbreitung der Behauptung, verweigerte aber das Schmerzensgeld mit der oft zitierten Begründung, dass jemand, der „bewusst seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsverletzung Anderer sucht……weniger schwer durch die Verletzung seines eigenen Persönlichkeitsrechtes belastet wird.“ Man könne „davon ausgehen, dass diejenigen Maßstäbe, die er anderen gegenüber anlegt, auch für ihn selbst von Belang sind“. Da das Kammergericht wenig Erfolg in einer Berufung sah, wurde das Urteil rechtsgültig. Die Geschichte wäre damit eigentlich beendet, gäbe es nicht noch eine erstaunliche Fortsetzung.
Am 15. November befestigte nämlich der Bildhauer Peter Lenk ein Relief an der Seitenwand des Verlagsgebäudes der taz mit dem Titel „Friede sei mit Dir“, welches auch den vorherigen Streit zum Thema machte. Darauf sind mehrere Zitate aus der Bild-Zeitung, wie zum Beispiel „Erstes Tor mit dem Penis geschossen“ oder „Vom Dackel der Schwiegermutter ermannt“, zu sehen. Das Augenmerk richtet sich aber vor allem auf Kai Diekmann und seinen über fünf Stockwerke erigierten Penis. Da fallen die Verlegerfrau Friede Springer als Schlangenbeschwörerin und ihr verstorbener Mann Axel, der über allem thront, kaum ins Gewicht. Überraschend waren die Reaktionen einiger Abonnenten, sowie der Chefredakteurin Ines Pohl. Die forderten die sofortige Beseitigung des Schandflecks. Bereits fünf Tage nach Errichtung des Kunstwerks wurde in einer Vorstandssitzung der taz beschlossen, es umgehend wieder abzubauen. Da formierte sich aber eine erbitterte Gegnerschaft der Redakteure, die die Freiheit der Kunst in Gefahr sahen. Zu ihnen gesellte sich Kai Diekmann selbst, der dieses Mal nicht gerichtlich gegen die taz vorging, sondern sich selbst vehement für die Kunstfreiheit einsetzte und damit die taz verspottete. Schließlich setzte sich die Redaktion durch. Das Relief blieb und kann seitdem bewundert werden, auch aus dem Hochhaus des Axel-Springer-Verlages, der nicht weit entfernt seinen Sitz hat. Der Berliner Volksmund hat auch schnell einen passenden Namen für das Kunstwerk gefunden. „Der Pimmel über Berlin“.