Some Streets of Berlin

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Nachdem ich nun ungefähr 2500 Straßen in Berlin abgewandert habe, wird es Zeit für eine kurze Zwischenbilanz. Wo ist die kürzeste, welches ist die längste Straße. Welche liebe ich besonders und welche mag ich überhaupt nicht. Gibt es komische Begebenheiten  im Zusammenhang mit einer Straße? Also der Reihe nach.

Kurze Straßen gibt es in Berlin viele, Gottseidank. Sonst würde ich mit meinem Projekt nie fertig. Die Thusnelda-Allee in Moabit wäre vielleicht ein Kandidat mit nur fünfzig Metern Länge und keinem einzigen Haus mit einer Nummer. Das einzige Gebäude ist die Heilandskirche. Aber sie käme nicht mal auf den dritten Platz. Als Allee würde sie sicher den Sieg als kürzeste und breiteste Straße davontragen. Die Thusnelda-Allee durchquert den Kleinen Tiergarten und ist für viele umweltbewusste Moabiter seit Jahren ein Kandidat für eine autofreie Straße. Dieses Thema kommt regelmäßig auf die Tagesordnung, wird aber  auch genauso regelmäßig von den Autofahrern abgelehnt. So wird sich dieser Streit wohl noch über Jahre hinziehen.

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Kurz ist auch die Theanolte-Bähnisch-Straße in der Nähe des Alexanderplatzes. Von dort sind über ein Jahr lang meine geführten Wanderungen gestartet. Es gibt nur zwei Hotels und einen Parkplatz. Aber auch sie wird es nicht auf das Podest der kürzesten drei Straßen Berlins schaffen. Selbst Straßen, die den Namen „Klein“ als Adjektiv benutzen, wie die Kleine Hamburger Straße sind nicht wirklich klein im Verhältnis zu den wirklich kleinen Straßen. Sie sind halt nur kleiner als die gleiche Straße ohne den Namenszusatz. Wirklich kurz ist die Straße 357 in Staaken. Da gibt es weder Haus noch Kirche. Das wäre auch gar nicht möglich, denn die Straße besteht eigentlich nur aus dem Straßenschild und ist praktisch überhaupt nicht vorhanden. Was auch meine Suche nach ihr außerordentlich erschwert hat. Die Straße 357 ist damit unangefochten die Nummer eins der kleinsten Straßen in Berlin, da ich wohl auch in Zukunft keine andere finden werde, die kürzer ist als null Meter. Aber wer bekommt die Silber- und Bronzemedaille? Das wird noch spannend, denn sehr lang dürfen beide wohl nicht sein.

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Was man auf dem Foto als Straße erkennt, ist nicht die Straße 357, sondern die Staakener Straße. Diese führt rechts weiter, wird dort aber so schmal, dass kein LKW hindurchfahren kann. Aus diesem Grunde wurde dort eine Wendemöglichkeit geschaffen.

Wie sieht es nun mit der längsten Straße in Berlin aus? Da wird man mit Vermutungen wieder ins Leere laufen. Straßen, die das Wort „Damm“ oder „Allee“ in ihrem Namen tragen, können zwar auch recht lang sein. Viele von ihnen verändern auf ihrem Weg auch den Namen. Daher kann es keine von ihnen mit „Adlergestell“ aufnehmen, mit nahezu zwölf Kilometern die längste Straße Berlins. Schon der Name ist ulkig genug und keiner weiß genau, woher er kommt. Die Straße ist so lang und vielfältig, dass ich ihr irgendwann ein eigenes Kapitel widmen werde. Sie wäre sogar noch länger, wenn sie nicht auf dem Weg zur Innenstadt plötzlich Michael-Brückner-Straße hieße.

Welche Straßen mag ich überhaupt nicht? Das sind solche Straßen, die so harmlos daherkommen, sich gar Weg nennen. Die man am Ende eines langen Wandertages noch eben mitnehmen möchte, um noch eine Straße abzuhaken. Und schließlich läuft man eine Stunde oder mehr und landet irgendwo im Nirwana – oder noch schlimmer -am Ende einer Sackgasse, die man komplett wieder zurückgehen muss. Auch Ringstraßen, die gar keinen Ring bilden, hasse ich. Wo man denkt, da bist du vielleicht in einer Stunde wieder am Ausgangspunkt und kannst im Ring mal eben alle Straßen wandern. Weit gefehlt! Der Ring ist häufig weder Ring, noch Ellipse, auch kein Quadrat oder Rechteck, überhaupt keine irgendwie geschlossene Figur. Sondern eine Straße, die sich zunächst zum Anschein so krümmt, als würde sie sich zu einem Kreis formen, sich dann aber aus Gemeinheit oder gar keinem Grund  plötzlich zur anderen Seite wendet und das Weite sucht, aber letztendlich nicht findet.

Natürlich liebe ich auch viele Berliner Sraßen, allen voran die Karl-Marx-Allee, die ich immer noch Stalinallee nenne, denn das passt viel besser zu ihr. Zu Stalins Zeiten sind die deutschen Architekten nach Russland gereist, um sich den pompösen Baustil anzueignen und haben dabei einen unvergleichlichen Mix mit Zitaten aus dem Kaiserreich und dem sowjetischen Zuckerbäckerstil geschaffen. Vor allen Dingen gab es nach der Zerstörung der Frankfurter Allee nach dem Zweiten Weltkrieg zum ersten Mal komfortablen bezahlbaren Wohnraum, wenn auch nur für einige Auserwählte. Nun muss man es zwar dem DDR-Regime anlasten, dass es die Umbenennung veranlasste, eigentlich viel zu spät. Alle anderen Ostblockstaaten hatten den Namen bereits kurz nach Stalins Tod von allen öffentlichen Plätzen verbannt. Aber schade ist es eigentlich doch, denn mit Karl Marx hat diese Straße wirklich nichts zu tun. Es ist nicht nur der geschlossene Baustil, der mich fasziniert, es sind auch die Nuancen, die jeden Häuserblock unterschiedlich aussehen lassen, wenn man sich ein wenig intensiver damit beschäftigt. Und im Übrigen begann hier die Geschichte der Edith B. für mich.

Soweit zunächst ein kleiner Einblick in die vielfältigen Straßen Berlins. In Kürze sicherlich mehr.

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