
Das ist mal eine positive Meldung: in Rekordzeit gebaut, sieht so aus, wie geplant und bleibt im Kostenrahmen. Die Geschichte gehört eigentlich daher gar nicht in diese Rubrik. Wenn da nicht eine kleine Besonderheit wäre!
Aber mal ganz langsam. Von welchem Flughafen reden wir da eigentlich? BER ist doch immer noch nicht eröffnet. Es geht um den Regierungsflughafen in Berlin. Noch nie davon gehört? Der befindet sich zur Zeit auf dem Flughafen Tegel und ermöglicht den berechtigten Personen ein bequemes Boarden in die dort bereitgestellten Regierungsflieger. Die immer dann, wenn sie gebraucht werden, aus Köln anfliegen müssen, da es in Tegel keine Parkplätze für sie gibt. Deswegen beschloss man im Jahre 2017, auf dem Gelände des Flughafen Schönefeld eine provisorische Lösung zu bauen, die bei Schließung von Tegel zur Verfügung steht. 2017? Richtig – da sollte BER eigentlich schon längst eröffnet sein. Was den unbedarften Bürger vermuten lässt, dass man den Regierungsflughafen bei der Planung von BER einfach vergessen hatte. Deshalb war er auch im geplanten Terminal nicht mehr unterzubringen. Zunächst war guter Rat teuer, aber für 79 Millionen Euro konnte man eine vorläufige Lösung anbieten, die bis zu Fertigstellung des zweiten Bauabschnittes ausreichend sein sollte. Die war von den Dimensionen aber auch schon etwa sechs mal größer als die Lösung in Tegel.
Der Flughafen wurde in Rekordzeit errichtet. Es gibt Parkplätze für fünf Bundeswehrflieger und einen Terminal mit zwei Geschossen. Darin befinden sich Warte-, Presse- und abhörsichere Besprechungsräume, sowie Umkleidezimmer, Schminkzimmer und solche für Interviews außerhalb der Sicherheitszone. Leider gehört der Regierungsflughafen auch zu den Berliner Sehenswürdigkeiten, die man gar nicht sehen kann. Selbst vom Aussichtsdeck des Flughafens Schönefeld bleibt er versteckt – aus Sicherheitsgründen. Damit ist er eigentlich nur eine Würdigkeit oder besser gesagt eine Merkwürdigkeit.
Denn als die Flughafengesellschaft die nagelneuen Gebäude übergeben wollte, zeigte ihr die Bundesregierung die kalte Schulter. Ausgemacht sei ein Umzug mit Eröffnung des BER. Die sei aber frühestens für Oktober 2020 geplant . Also werde man weiter von Tegel starten, bis auch das Passagierterminal fertig gestellt sei. Eine plausible Erklärung gab der zuständige Minister für Inneres, Bau und Heimat hierfür nicht. Eigentlich steht die komplette Infrastruktur zur Verfügung. Auch die Flieger müssten nicht mehr in Köln zwischengeparkt werden. Vertrag sei Vertrag – basta. Nun sitzt die Betreibergesellschaft mindestens für zwei Jahre auf einem ungenutzten Gebäude, das wegen der Sicherheitsvorkehrungen rund um die Uhr bewacht werden muss und damit laufende monatliche Kosten in erheblicher Höhe verursacht. Viel arger ist allerdings die Tatsache, dass der finanziell stark angeschlagene Flughafenbetreiber bis dahin auch auf monatliche Mieteinnahmen von etwa dreihundertfünfzigtausend Euro verzichten muss. Die kann er eigentlich nur dann wieder hereinholen, wenn sich auch der zweite Bauabschnitt von BER verzögert. Denn dann soll der Regierungsflughafen dahin umziehen. Der neue Terminal ist mit dreihundertfünfzig Millionen Euro bereits geplant.
Ein einziges Mal durfte die Presse den Regierungsflughafen nach der Fertigstellung fotografieren. Die anwesenden Journalisten beschreiben einheitlich das Gebäude als repräsentativ, großzügig, aber nicht übertrieben. Goldene Wasserhähne seien nicht verbaut worden. Was man sich bei der enormen Bausumme für ein so kleines Gebäude kaum vorstellen kann . Aber wir sind nicht im Oman. Jedenfalls gibt es Beweisfotos. Das Gebäude existiert wirklich und sieht so aus:

PS: Wir schreiben über Berlin. Irgendetwas geht immer schief. Natürlich auch beim Regierungsflughafen. Hat man aber nur versehentlich herausgefunden, da der Betrieb nicht aufgenommen wurde. Flugzeuge können dort nicht betankt werden, weil es schlicht keine Leitung zum zentralen Tanklager gibt. Dafür müsste eine Zuleitung unter dem Rollfeld des Flughafens Schönefeld gegraben werden, was den Flugbetrieb für eine längere Zeit zum Erliegen brächte. Ist aber halb so schlimm. Die Regierungsflugzeuge starten ja weiter von Tegel.